Reframing

Wie man negativen Ereignissen eine neue Bedeutung gibt

Es gibt Dinge, Ereignisse oder Verhaltensweisen, die passieren, egal ob sie einem gefallen oder nicht und die nicht ungeschehen gemacht werden können. Die Frage ist: Verzweifle ich deswegen, oder ärgere ich mich ewig lange? Blockiert mich dieses Ereignis oder gelingt es mir relativ schnell wieder handlungsfähig zu sein? Wir haben eine Technik für Sie, die Ihnen dabei helfen kann, in solchen Situationen Gestalter:in zu bleiben oder rasch wieder werden zu können.

 

Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben einen wundervollen Urlaub gebucht. Es ist bereits alles gepackt, und die Vorfreude ist groß. Am Vorabend des Urlaubs öffnen Sie Ihr PCR-Test-Ergebnis und sehen rot: Corona positiv. Urlaub geplatzt. Quarantäne. Sie stehen also vor einer unlösbaren Schwierigkeit und müssen den Urlaub absagen. Was tun Sie nun? Ärgern, verzweifeln, andere beschuldigen, traurig sein oder in Schockstarre verfallen... Wie lange tun Sie das? Und: Was kann in dieser Situation für Sie und Ihre Umgebung hilfreich sein, um schneller aus diesem Tal, dieser Wut, Enttäuschung oder Schockstarre wieder herauszukommen?

Hier kommt das sogenannte Reframing ins Spiel. Ein Tool mit dem wir in der systemischen Praxis sehr häufig arbeiten. Es geht dabei darum, Ereignissen einen neuen Rahmen und eine andere Bedeutung zu geben.

In den ersten Stunden nach dem negativen Ereignis ist man erst einmal geschockt und wütend, oder hofft, dass es nicht so ist, wie es ist... Das gehört leider unvermeidlich dazu. Hier wäre es sogar kontraproduktiv, sich sofort dazu zu zwingen darüber nachzudenken, was nun das Gute am Schlechten sein könnte. Und auch gut gemeinte Sätze von anderen, die in diese Richtung gehen, kommen oft nicht gut an. Sobald man jedoch bereit ist, die Situation so zu akzeptieren und gerne besser mit der Situation umgehen können möchte, anstatt sich als „Opfer“ zu fühlen. Um letztlich auch wieder handlungsfähig zu werden, ist der Zeitpunkt gekommen, sich dem Reframen zu widmen.

 

Nicht die Dinge an sich sind es, die uns beunruhigen, sondern vielmehr ist es unsere Interpretation der Bedeutung dieser Ereignisse, die unsere Reaktion bestimmt.

MARC AUREL

Den Rahmen wechseln

Reframing hilft dabei, einer Situation, einem Ereignis, einem Verhalten einen neuen Rahmen bzw. eine neue Bedeutung zu geben, um somit dann doch einen Sinn oder Nutzen darin sehen zu können. Klingt zu banal? Wichtig ist hier zu betonen: Reframing ist keine rosarote Brille. Das Ereignis mit seinen Auswirkungen bleibt bestehen. Es geht nicht darum dieses schönzureden. Was jedoch verändert wird, sind die Bedeutung oder der Kontext, wodurch man schneller wieder handlungsfähig wird, statt in einer negativen Gedankenspirale hängen zu bleiben.

Reframing - step by step

Wie genau funktioniert das also?

  • Bsp: Sie sind in Quarantäne.

  • FÜR SICH ABKLÄREN, OB EIN LÖSBARES PROBLEM ODER EINE UNLÖSBARE SCHWIERIGKEIT VORLIEGT

    Bsp: Sie müssen den gebuchten Urlaub absagen. (unlösbar)

  • IM FALLE EINER UNLÖSBAREN SCHWIERIGKEIT:

    - DEM EREIGNIS EINEN TITEL GEBEN

    - POSITIVE FUNKTIONEN DES VERHALTENS FÜR DIE PERSON/ DAS SYSTEM SAMMELN (EV. AUCH GEMEINSAM IM TEAM)

    MÖGLICHE FRAGEN:

    IN WELCHEN SITUATIONEN WÄRE DIESES VERHALTEN NÜTZLICH?

    WELCHE POSITIVEN FUNKTIONEN FALLEN DIR FÜR DIE PERSONEN/DAS SYSTEM EIN?

    - DER KREATIVITÄT FREIEN LAUF LASSEN

    - ALLE IDEEN OHNE BEWERTUNG SAMMELN

    - WICHTIG: WIRKLICH ALLES SAMMELN, WAS EINEM EINFÄLLT

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    zB: Quarantäne statt Urlaub:

    * Spart viel Geld (wenn Absage möglich)

    * Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen

    * Möglichkeit, seine Flexibilität einzusetzen

    * Lernerfahrung: Tatsache, dass nur weil ich etwas unbedingt will, es leider nicht immer funktioniert. Dadurch zukünftig „schnelleres Einstellen auf neue, extern beeinflusste Situationen“.

    * Zeit für Reflexion

    * Lernerfahrung: Umgang mit Veränderungen

    * Erfahren von Hilfsbereitschaft im Umfeld

    * Annehmen von Hilfe von anderen

    * Spüren von freundschaftlicher Unterstützung

    * Sich für sich Zeit nehmen

    * Etwas tun, was man schon lange vorhatte

    * Die Möglichkeit für andere Personen, für einen zu sorgen und somit etwas zurückzugeben

  • AUSWAHL DER FUNKTIONEN DURCH DIE/DEN PROBLEMINHABER:IN, DIE AM BESTEN FÜR SIE/IHN „PASSEN“

    z.B. Reduktion auf sich selbst und Annehmen von Hilfsbereitschaft

  • FORMULIERUNG EINER EIGENINTERVENTION DIE DIE AUFMERKSAMKEIT LENKT = EIN SATZ, DER DIE BEDEUTUNG, BZW. DEN KONTEXT VERÄNDERT

    z.B. Erst durch Anerkennen der Gegebenheit, ist es möglich, wieder zu gestalten!

 

Dass Sie im Leben immer wieder mit negativen Dingen und Ereignissen konfrontiert sein werden, lässt sich nicht vermeiden. Darauf haben Sie keinen Einfluss. Worauf Sie jedoch Einfluss nehmen können ist, welche Bedeutung Sie diesen Ereignissen geben. Wenn es Ihnen gelingt, einem Ereignis – bewusst - einen „neuen Rahmen“ und dadurch eine andere – für Sie nützliche - Bedeutung zu geben, dann unterstützt Sie das, rascher wieder agieren zu können. Erfolgreiche Menschen beherrschen das Reframing – werden auch Sie ein:e Reframingmeister:in!

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